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Im abgeschiedenen Kloster Lungdang auf 3740m Höhe meditiert die buddhistische Nonne Rigdol jeden Abend. Dabei atmet sie “das Böse der Welt ein, um es gereinigt wieder auszuatmen.“
2016 – Tsum Tal/Nepal
Studenten feiern im Inokashira Park sich selbst und die Kirschblüte.
1995 – Tokio/Japan
Spieler des Fussballteams “Bananenflanke“ in Regensburg, in dem geistig beeinträchtigte Kinder und Jugendliche regelmässig trainieren und bundesweit bei Turnieren mitspielen.
2017 – Regensburg
Der Sänger Andrea Bocelli in seinem Haus in der Toscana. Seine Mutter Edi kocht ihm sein Lieblingsgericht: Spaghetti aglio,olio e peperoncino Ihr Trick: mindestens doppelt so viel Knoblauch wie üblich nehmen.
frühe 2000er Jahre – Forte dei Marmi/Italien
Inge Natoli, 92jährige Bewohnerin von Sun City Arizona, emigrierte 1948 von Köln in die USA. Der Liebe wegen. Sie ist Synchronschwimmerin, trainiert als Älteste ihrer Truppe Siebzigjährige. Ihr Soloauftritt ist der Höhepunkt der Show. Ihr Motto: "Mach dein Ding, solange es geht."
2014 – Sun City/USA
Nomadenjunge mit einem Pinienzapfen
2006 – Mongolei
Porträt meiner Mutter Kiyoko, als sie mehrere Chemotherapie Sitzungen nach ihrer Mammakarzinom OP durchstehen musste. Ihr Motto: "Da gehe ich durch, das schaffe ich." Sie hatte recht. Diesen April wird sie 81 Jahre alt.
2004 – München
Martina Gedeck am Set der Filmdrehs von "Die Wand". Regisseur Julian Pölsler verfilmte mit ihr virtuos den Roman von Marlen Haushofer, in dem eine Frau plötzlich aus unerklärlichen Gründen in den Bergen hinter einer unsichtbaren Wand alleine auf sich gestellt überleben muss.
2010 – Dachstein Gebirge, Österreich
Dr. Tendzin Chödrag, ehemaliger Leibarzt des Dalai Lama. Schon als Kind wollte er, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, ein Amchi (tibet. für Arzt) werden. Sein langer Weg dorthin führte ihn bis nach Lhasa, wo er 1956 einer der vier Leibärzte des Dalai Lama wurde. Nach dessen Flucht und Exil kam Dr. Chödrag jahrelang in chinesische Haft, musste dort u.a. in Steinbrüchen arbeiten, wurde gefoltert. Er überlebte, heilte kranke chinesische Offiziere mit seinem Wissen und arbeitete danach noch einige Zeit im Gefängnishospital als Arzt. „Nur mit Liebe und Mitgefühl kann man seinen ärgsten Feind dazu bringen, sein Denken zu ändern“ 1980 schaffte er es nach Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung und des Dalai Lama, zu gelangen. Wo er fortan wieder als dessen Leibarzt fungierte und das Mentsikhang, das Zentrum für tibetische Medizin, leitete. Dr. Chödrag starb 2001 im Alter von fast 79 Jahren.
1998 – Dharamsala/Indien
Fans bei einem Konzert der “Toten Hosen“
2008 – Friedrichshafen
Rockabilly Tänzer in Harajuku
2004 – Tokio/Japan
Ehepaar vor ihrem Haus im radioaktiv kontaminiertem Sperrgebiet in den Wäldern nördlich des 1986 havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl. Nach Jahren der Evakuierung sind sie, mit einer Ausnahmegenehmigung der Behörden, in ihren Heimatort zurück gezogen, ernähren sich dort u.a. auch von Pilzen, Früchten und Wild und verbringen dort ihren Lebensabend.
2005 – südlich von Gomel/Weißrussland
Bertrand Piccard, Abenteurer und Psychiater, der 1999 gemeinsam mit seinem Kopiloten Brian Jones in einem Ballon einen Non-Stop Flug in 19 Tagen und 20 Stunden um die Erde schaffte. Nach zwei zuvor gescheiterten Versuchen. Mit dem ausschliesslich solarbetriebenen Flugzeug “Solar Impulse“ gelang ihm mit seinem Team in mehreren Etappen 2015/2016 ebenfalls eine Erdumrundung. Seine Stiftung “Winds of Hope“ unterstützt Kinder in Afrika, die an der beinahe unbekannten Krankheit Noma leiden.
2000 – München
Jailhouse cooks. Männer der Küchenbrigade in der Justizvollzugsanstalt Freiburg, wo sie ihre Zeit in Haft u.a. mit Küchenarbeit oder einer Ausbildung zum Koch nutzen können. Eine der Azubis hat sich beigebracht nur mit einem Wasserkocher in seiner Zelle ein Nudelgericht mit frischer Tomatensauce zuzubereiten.
2011 – Freiburg im Breisgau
Drei Generationen der Familie Okawara, Biobauern in der Präfektur Fukushima. Nach dem schweren “Tohoku Erdbeben“ in Japan im März 2011 starben über 20.000 Menschen an den folgenden Tsunamis, ganze Küstenlandstriche waren verwüstet. In der Folge havarierte das AKW Fukushima Dai-ichi und führte zu einer Nuklearkatastrophe ungekannten Ausmaßes. Die Familie Okawara, deren Felder wie durch ein Wunder kaum oder gar nicht vom Fallout betroffen waren, versucht seitdem mit den Folgen und dem Stigma "Fukushima" zu leben. Sie testen all ihre Bioprodukte, klären ihre noch verbliebenen Kunden genauestens auf, initiierten Nachbarschaftshilfen und Kooperativen, gründeten und bauten dafür ein Zentrum namens "esperi" (Esperanto für Hoffnung). Die Liebe zu ihrer Heimat, der ökologischen Landwirtschaft und ihren Mitmenschen ist kraftvoll, ansteckend und bewundernswert.
2013 – Tamura/Japan
Winter im Dorf Ushguli im Kaukasus. Der Ort liegt auf 2100m Höhe, Schnee liegt dort beinahe sechs Monate im Jahr. Er ist bekannt durch die zahlreichen Wehrtürme und die Lamaria Kirche aus dem 10. Jahrhundert. Schon zu Sowjetzeiten galt der Ort, in dem ca. 60 Familien ganzjährig leben, als Kulturschatz und wurde 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die umliegenden Berge des Kaukasus sind hervorragend geeignet für weitläufige, einsame Skitouren im Winter und Bergwanderungen im Sommer.
2019 – Swanetien/Georgien
Hannah erkrankte im Alter von vierzehn Jahren an Leukämie. Das lebensfrohe, sportliche Mädchen wurde abrupt aus ihrem normalen Leben gerissen. Nach fast einjährigem Klinikaufenthalt gilt sie als geheilt, leidet danach aber jahrelang noch physisch an den Folgen der Chemotherapien und dem seelischen Trauma. Ihre Familie ist in der Zeit ihr fester Anker im Leben. Sie beginnt Geschichten zu schreiben, in denen sie ihre Fantasien ausserhalb ihrer traurigen Realität festhält. Mittlerweile hat sie ihr Leben wieder selbst in die Hand genommen, ihr Abitur gemacht und ein Medizinstudium begonnen. Sie möchte Onkologin werden, um später andere Krebspatienten besser auf die Folgen der Chemotherapie vorzubereiten. “Ich weiss das Leben zu schätzen, dabei bin ich erst 20 Jahre alt.“
2019 – Deutschland
Dr. Jane Goodall, britische Primatologin und Anthropologin. Sie gründete das Jane-Goodall Institut, um den Schutz von Primaten und ihren Habitaten zu fördern, ist seit 2002 Friedensbotschafterin der UN, setzt sich mit dem "Great Ape Project" für bestimmte Rechte großer Menschenaffen ein und kämpft für ein schnelleres Umdenken in der Klimadebatte. Trotz ihres hohen Alters, sie wurde erst gestern 86 Jahre alt, reist sie immer noch unermüdlich für ihre Anliegen durch die Welt. 2010, München
2010 – München
Alaa, Student aus Syrien, übt Parcours auf der Wiese vor der Unterkunft, in der er mit fünfzehn anderen Männern aus Syrien nach seiner Flucht über die Balkanroute in Bayern untergebracht wurde. Autor Wilhelm Warning hat gemeinsam mit der Verlegerin Caroline Sieveking ein Buch herausgebracht, in der jedes dieser sechzehn Schicksale dokumentiert wurde. In diesem Buch kann man viel über das Land ihrer Herkunft, den dortigen Bürgerkrieg und vor allem den Familien, Geschichten, Träumen und Ängsten dieser Männer erfahren. Und versteht mehr von ihnen und der grossen Tragödie von Vertreibung, Flucht und Exil in unserer Zeit.
2016 – Bayern/Deutschland
Skitourengeher im Aufstieg während die Morgensonne das 4198m hohe Rimpfischhorn aufglühen lässt. Das Frühjahr ist normalerweise die beste Zeit, in der man die höchsten Gipfel der Alpen mit Skiern besteigen und idealerweise auf Firnschnee wieder herunterfahren kann. Es liegt noch ausreichend gut gesetzter Schnee vom Winter auf den vielen Spalten der Gletscher und die Temperaturen sind nicht mehr ganz so grimmig.
2019 – Wallis/Schweiz
DJ Sumirock aka Sumiko Iwamuro, 82 Jahre alt, arbeitet seit über sechzig Jahren im familiengeführten Restaurant "Muro" in Tokio, bekannt für hausgemachte Teigtaschen, sog. Gyoza. Im Alter von 77 Jahren folgte sie unter Aufmunterung ihres guten Freundes Adrien le Danois der lang gehegten Liebe zu Musik und liess sich in einer DJ Schule ausbilden. Nun legt sie regelmässig in Tokioter Clubs wie der Decabar Z auf. Ihr Können und guter Ruf verschafften ihr weltweit Auftritte u.a. in Paris und Neuseeland. Tagsüber arbeitet sie immer noch im Restaurant, das damals ihr Vater, ein ehemaliger Jazz Schlagzeuger, gründete. Er wollte Zeit seines Lebens nicht, dass sie ein Instrument spielt, weil er am eigenen Leib erfahren musste, wie schwer man als Musiker seinen Lebensunterhalt verdient. Sumiko-san hat sich zwei Träume erfüllt. Musik zu machen und in die Welt hinauszugehen. Ihr Ratschlag: „Jeder Tag bringt neue Chancen. Gebt nicht auf und probiert euch aus.“ Das Guiness Buch der Rekorde ernannte sie 2018 zum "World´s oldest professional club DJ".
2017 – Tokio/Japan
Eine demenzkranke Bewohnerin des “Baan Kamlangchay“, auch bekannt als Alzheimer Care Village, freut sich mit ihrer Pflegerin, nachdem sie in einem Park spontan bei einer dort übenden Tanzgruppe einfach mitgemacht hatte und noch voller Schwung ist. Das Projekt wurde vom Schweizer Martin Woodtli gegründet, der seine eigene, an Alzheimer erkrankte Mutter in Thailand bis zu ihrem Tod mit Unterstützung von thailändischem Pflegepersonal begleitete. Daraus entwickelte er 2003 ein Konzept mit individueller rund-um-die Uhr Pflege demenzkranker Patienten. Diese leben dezentral in Häusern einer Dorfgemeinschaft nahe der Stadt Chiang Mai. Das Wort "Kamlangchay" bedeutet "ermutigend" und "Begleitung des Herzens" und soll den liebe-und respektvollen Umgang des thailändischen Pflegepersonals hervorheben.
2014 – Chiang Mai/Thailand
Der deutsche Fußballspieler Thomas Müller im Abschlusstraining vor seinem Nationalmannschaftdebüt in einem Testspiel gegen Argentinien. In der Pressekonferenz nach diesem Spiel sitzt er zunächst mit Diego Maradona, dem damaligen Trainer der “La Albiceleste“, auf dem Podium. Der legendäre Maradona erkennt den blutjungen Müller aber nicht als Spieler, würdigt ihn keines Grußes und weigert sich erst daran teilzunehmen. Bei der folgenden WM in Südafrika 2010 wird Thomas Müller Torschützenkönig, u.a. mit seinem Tor zum 1:0 im Viertelfinale gegen Maradonas Argentinien, das am Ende mit 4:0 für die DFB Elf endet. 2014 wird Deutschland in Rio Weltmeister, im Finale gegen Argentinien. Auf dem Platz in der Siegerelf: Thomas Müller
2010 – München
Mein Sohn Finn fängt Sonnenlicht in einem Eisstück auf, das er sich aus einem Bach geholt hat, und lenkt es mir ins Gesicht.
2011 – Zillertal/Österreich
Schwester Hannamaria und Schwester Franziska mit Zwiebeln und Zwiebelzuckerl, die sie nach tradiertem Rezept in der Klosterküche in der Abtei Waldsassen eigenhändig herstellen. Die Bonbons sind hilfreich bei Husten, Halskratzen, Heiserkeit und ein Renner im Klosterladen. In der Abtei leben Nonnen des Zisterzienser Orderns, “die in der Tradition der Gründer des Kloster Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führen wollen.“
2016 – Waldsassen/Deutschland
Tagesanbruch über dem Isartal.
2014 – Icking/Deutschland
Tibetische Flüchtlingskinder in einem SOS Kinderdorf nahe der Stadt Leh im Ladakh. Sie alle haben die elterliche Fürsorge verloren. Weil ihre Eltern entweder gestorben sind, noch in Tibet leben oder an einem anderen Ort ihr Geld verdienen müssen. Das Kinderdorf leistet einen grossen Beitrag, den Kindern Bildung, Unterricht in ihrem Glauben und vor allem Geborgenheit, Schutz und Liebe zu geben. Eine Patenschaft unterstützt die Arbeit aller SOS Kinderdörfer sehr.
1998 – Leh/Indien
Berg-Ahornbaum auf dem sog. “Grossen Ahornboden". Er ist einer von mehreren tausend, jahrhundertealten Ahornbäumen auf alten Viehweideflächen, über 1000m Höhe im Karwendelgebirge. Diese waren vermutlich aufgrund des Dreißigjährigen Krieges 1614-1648 länger nicht beweidet, was zur Entwicklung dieses ungewöhnlichen Baumbestandes führte.
2009 – Eng/Österreich
Johanna lebt seit ihrem sechsten Lebensjahr mit einer Rheumaerkrankung. Trotz zahlreicher Einschränkungen und einer langen Therapiegeschichte hat sie der Krankheit nie erlaubt, zum negativen Fokus in ihrem Leben zu werden. Die studierte Gesundheitsmanagerin und bewusst vegan lebende Yogalehrerin glaubt, dass sie ihr Selbstbewusstsein und die positive Lebenshaltung der Krankheit zu verdanken hat, "weil ich gelernt habe, dankbar zu sein für das, was ich habe und wenn es mir gut geht."
2019 – Stuttgart
Sonnenaufgang mit einem guten Freund.
2015 – Cabo de Gata/Spanien
Chumba Lama wurde als kleiner Junge unter unglücklichen Umständen aus seiner Heimat, einem unzugänglichem Tal im Himalaya, mit seinem Onkel nach Kathmandu geschickt. Der Onkel starb dort kurz nach ihrer Ankunft, so dass sich der siebenjährige Chumba als Straßenkind durchschlagen musste. Bis ihn ein Mönch im Kloster aufnahm, wo er Obdach, schulische und spirituelle Bildung von Yogi Shamar Rinpoche bekam. Er lebt mittlerweille mit seiner Familie, einer deutschen Frau und den zwei gemeinsamen Kindern, im Allgäu, ist ein international renommierter Atem-Yoga Meister und unterstützt zahlreiche Hilfsprojekte in seiner Heimat. Seine Mutter sah er dort kurz vor ihrem Tod nach 30 Jahren wieder. Sie hatte in ihrem Herzen gespürt, dass ihr Sohn noch lebt.
2017 – Oy-Mittelberg/Deutschland
Meine japanische Großmutter Yasu wurde weit über 90 Jahre alt. Sie stammte aus einem kleinen Dorf in Kyushu und war, den Erzählungen meiner Mutter zufolge, damals schon eine sehr fortschrittlich denkende Frau, fuhr als eines der ersten Mädchen auf dem Land bereits mit dem Fahrrad und beschloss zu studieren. Meinen Großvater Goro, ebenfalls aus Kyushu stammend, lernte sie allerdings erst am Tag ihrer Hochzeit kennen. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie sie eines Tages in der Küche ihres Hauses in Tokio am Abend beim Sake scherzhaft zu ihm sagte, dass sie sich jetzt von ihm scheiden lassen würde nach über 70 Jahren Ehe, sie hätte genug von seiner starrköpfigen Art. Und dabei lachte. Er nicht.
1996 – Japan
Morgendliche Erfrischung im Wettersee auf 2580m Höhe. Der nur wenige Monate im Jahr eisfreie See liegt unterhalb des Wildgrats im Geigenkamm, einem Gebirgszug zwischen dem Ötz-und Pitztal.
2014 – Tirol/Österreich
Babette Hainzperger, 84 Jahre alt, wollte 1975, als ihr Mann starb, einen Führerschein machen. Die Behörden versagten ihr diese Möglichkeit, weil sie mit 58 Jahren zu alt dafür sei. Da brachte sie, die auf einem einsamen Weiler lebte, sich kurzerhand selber bei, wie man Traktor fährt. Frau Hainzperger konnte seitdem selbstständig ihre Besorgungen machen, zur Arbeit fahren und besuchte mit dem ihr liebgewonnen Gefährt, dem sie im Winter nachts eine Decke über die Motorhaube legte, auch wöchentlich das Grab ihres Mannes und ihres Sohnes. "Ich fühle mich so frei, wenn die Felder und Wiesen an mir vorbeisausen. Da sehe ich was von der Welt. Welche Blumen blühen, ab und zu ein Reh oder einen Fuchs. Immer nur zu Hause, das ist nichts."
2002 – Kainöd/Deutschland
Nacht über dem Tian Shan Gebirge. Die grosse Hochebene um den Chunkur-Kel See ist weit entfernt von jeglicher Besiedlung und liegt auf einer Höhe von 3600 Metern inmitten der Ala-Too Berge. Man kann dort tagelang wandern ohne einem Menschen aber dafür frei herumlaufenden Pferdeherden zu begegnen. Die hohen, vergletscherten Berggipfel sind vielfach noch namenlos und unbestiegen.
2019 – Kirgistan
Amanda und Winardi Reiter lernten sich 2013 über das Internet kennen. Damals hiess Amanda noch Hermann und Winardi lebte weit weg vom bayerischen Oberland in Indonesien. Hermann war damals "eine Frau im Körper eines Mannes". Als sich die beiden in Indonesien trafen, endete für ihn eine lange Reise. Mit Winardi begegnete er einem Menschen, der für sich selber nie festgelegt hatte, Mann oder Frau zu sein. Die uneingeschränkte Offenheit, Akzeptanz und Liebe, die Hermann von Winardi und dessen Familie erfuhr, bestärkte ihn in seinem Entschluss endlich den finalen Schritt zu gehen. Er liess sich in Thailand operieren und wurde nun auch körperlich und amtlich zu einer Frau, zu Amanda. Kurz darauf heirateten beide und leben seitdem gemeinsam mit ihren zwei Rosakakadus Paul und Pauli in Bayern.
2019 – Lenggries
Seit dem Lockdown kann auch der österreichische Kabaretist, Schauspieler und Regisseur Josef Hader nicht mehr live auftreten. Stattdessen zeigt er auf seiner Facebook Seite kleine, selbstgemachte Selfiefilme und erhellende Rückblicke aus seiner Karriere. Momentan denke ich gelegentlich daran, wie grossartig er im sehenswerten Film „Vor der Morgenröte“ den Schriftsteller Stefan Zweig in seinem Exil in Brasilien darstellt oder in einem seiner letzten Filme „Arthur und Claire“ einen todkranken Mann spielt, der zum Sterben nach Amsterdam reist, um dort aber unerwartet das Leben zu finden. Beinahe prophetisch antwortete er im Galore Interview 2017 auf Sylvie-Sophie Schindlers Frage, wie er sich das Destruktive im Menschen erkläre u.a. : “…wie in der Steinzeit reduzieren wir Fremde auf feindliche Stämme. Vielleicht müssen wir Menschen noch einmal gewaltig einen auf den Deckel bekommen, bis wir erkennen, dass Kooperation besser ist.“ Um jetzt erst kürzlich ebenfalls in einem Interview, diesmal für das österreichische Magazin News zu konstatieren: „In der Wirklichkeit ist es derzeit so, dass die Trottel erfreulicherweise in der Minderheit sind.“
2017 – München
Tagesanbruch auf dem Gipfel des Lusen im Nationalpark Bayerischer Wald. Glaubt man einer der Legenden, befinden sich unter den unzähligen Granitblocken am Gipfel Schätze aus der ganzen Welt, die der Teufel dort zusammentrug und mit Steinen bedeckte. Ein wahrer Schatz sind die urwaldähnlichen Gebiete im Nationalpark, die sich hier nach dem Prinzip "Natur Natur sein lassen" entwickelt haben.
2016 – Bayerischer Wald
Mein japanischer Großvater Goro wurde im Oktober 1899 in Südjapan in einem kleinen Dorf geboren. Nach seinem Jurastudium in Kyoto zog er mit seiner Frau Yasu nach Tokio. Als ich 1986 nach vielen Jahren endlich wieder einmal in die Heimatstadt meiner Mutter kam, holte er mich vom Flughafen ab. In seiner Vorfreude lief er zunächst auf einen grossgewachsenen, blonden Rucksacktouristen zu, weil er dachte, dass ich das sei. Darüber haben wir später immer wieder lachen müssen. Bis ins hohe Alter war mein Ojii-san (jap. für Großvater) bei beneidenswert robuster Gesundheit. Mühelos, stolz und stilvoll im Anzug gekleidet schritt er durch das schwülheisse, hochsommerliche Tokio, um mir seine Lieblingsorte zu zeigen und mich zu seinen Leibspeisen einzuladen: Tonkatsu (Schnitzel japanischer Art) und Unagi (gegrillter Aal). Jeden Abend stellte er sich ein grosses Glas Sake in die Mikrowelle. Seinen Atsukan (heisser Sake) trank er dann genüsslich und immer leicht rot werdend. Nie vergaß er dabei mehrfach zu erwähnen, wie gut das für die Gesundheit sei. Was ihm keiner glaubte. Er wurde 94 Jahre alt.
1992 – Tokio/Japan
Teilnehmer einer 24-Stunden-Wanderung auf dem Weg zum Hochfirst im Schwarzwald. Was ich anfangs für eine absurde Veranstaltung hielt, entpuppte sich am eigenen Leib und im Geist als beinahe transzendentale Grenzerfahrung, die mich lehrte mentale und körperliche Tiefen gemeinsam zu überwinden und pures Glück zu spüren. Es bleibt unvergesslich und prägend als Gruppe nach 24 Stunden und 67 Kilometern Fussmarsch über 2000 Höhenmeter vollzählig wieder anzukommen.
2014 – Schwarzwald
Die vier Synchronschwimmerinnen aus Kasachstan standen am Rand des grossen Schwimmbeckens während der Swiss Open 2004 und warteten auf ihren Trainingsslot. Eigentlich waren Lars Reichardt und ich dort, um ein Porträt über das Schweizer Duo zu machen, das auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Athen bei dieser Veranstaltung ihre Kür perfektionieren wollte. Als ich die vier Athletinnen aus Zentralasien fragte, ob sie sich spontan von mir fotografieren lassen würden, schien es mir so, als ob sie genau für diesen Moment trainiert hatten. Das Bild bekam eine ganze Seite im Heft und hängt als grosser Print an einer Wand in unserem Atelier.
2004 – Vaduz/Liechtenstein
Schon von weitem sah man diesen majestätischen Bartgeier seine Kreise ziehen. Ein seltener Anblick. In den Alpen, und auch hier im Nationalpark Stilfser Joch, wurden sie vor Jahren ausgewildert und bewohnen somit wieder ein Habitat, in dem sie bereits ausgestorben waren, nachdem sie lange unerbittlich bejagt wurden. Als der Geier näher kam und uns tatsächlich überflog, reckten sich alle Köpfe hoch zu ihm. Er quittierte es mit einem gelassenen, majestätischen Kopfnicken
2013 – Trafoi, Südtirol/Italien
Die 83jährige Bäuerin Teru Atsuta steht am Rand ihres Reisfelds am New International Airport Tokyo im Landkreis Narita. Vor nun knapp fünfzig Jahren waren dessen Bau und die damit einhergehenden Enteignungen von Land extrem kontrovers und wurden jahrelang von massiven Protesten der Anwohner und linken Studentengruppen bekämpft. Auch von Atsuta-san und ihrem Mann. Am Ende durfte niemand mehr enteignet werden. Für das knapp 30x30 Meter grosse Reisfeld bot man ihr sieben Millionen Euro. Atsuta-san blieb standhaft. Sie habe genug zum Leben und mehr Freude als Geld mache es ihr zum Feld zu gehen, um dort Unkraut zu jäten. Ihr Reisfeld ist das entscheidende Puzzlestück für einen wichtigen Taxiway. Jedes einzelne Flugzeug, das vom Terminal zur Startbahn rollt, muss daher um ihr Feld einen Umweg fahren. „Es war ein gerechter Kampf und wir haben ihn gewonnen.“ sagt sie, dreht sich zum Flugzeug um, hebt die Faust und lacht ihm hinterher.
2004 – Narita/Japan
Das linke Bein von Hugh Culverhouse ist seit einer Stressfraktur, als er 19 Jahre alt war, mehrere Zentimeter kürzer. Der 64 jährige Brite hat seitdem auch massive Probleme mit seinem Hüftgelenk und gilt als schwerbehindert. Er kann nur mit Krücke und Gehstock laufen. Was ihn aber nicht davon abhielt bei Marathons anzutreten. Seine Bestzeit 2014 in München betrug 3:21 Stunden. Hugh ist aber vor allem auch ambitionierter Radfahrer. Mit seinem modifiziertem Rennrad fuhr er schon bei Wettbewerben mit ultralangen Strecken mit. Wie z.B. knapp 5000 Kilometer durch die USA. Dabei belastete er fast immer nur sein rechtes Bein.
2015, München
Als der Dalai Lama bemerkte, dass auf einer meiner Kameras ein Ringblitz montiert war, fragte er mich: "What is this? I have never seen this before." Ich erklärte ihm, dass das Blitzlicht direkt mit der Blickrichtung des Objektivs gehe und somit keine Schatten im Gesicht werfe. "Oh, but than I have to take off my big glasses, the light will reflect!", sagte er, lachte und positionierte sich neugierig vor meiner Kamera. Autorin Gerti Samel hatte ihn gerade noch interviewt, eigentlich war seitens seines Büros danach keine Zeit mehr für Porträtfotos eingeplant, aber dieser Ringblitz hatte ihn neugierig gemacht. Wenige Jahre später durfte ich ihn noch einmal fotografieren. Meinen Ringblitz hatte ich dieses Mal nicht dabei. Trotzdem fragte er mich, woher wir uns kennen würden, weil er sich irgendwie an mich erinnere. Als ich ihm die Anekdote mit dem Ringblitz erzählte, mussten wir beide lachen.
1998, Dharamsala/Indien
Das Wasser dieses Bachs im Tian Shan Hochgebirge fliesst noch knapp 1500 Höhenmeter tiefer in den Issyk-Kul See. Der zweitgrösste Gebirgssee der Welt wird auch "Herz des Tian Shan" genannt. Varianten der historischen Seidenstrasse führten an seinem Südufer entlang, wo Klima und Höhenluft so wohltuend sind, dass sich sogar Juri Gagarin nach seinem Flug als erster Mensch im All hier erholte. Das Quellwasser dieses Bachs im "Himmlischen Gebirge" haben wir am Abend in unsere Flaschen gefüllt. Es war kalt und köstlich.
2019, Djany-Korgon/Kirgistan
Schon als Kind fing Dante Boscolo damit an, in den Kanälen Venedigs zu tauchen. Damals holte er sein verloren gegangenes Spielzeugauto wieder aus dem Wasser. Der Gondoliere ist in seiner Heimatstadt bekannt wie ein bunter Fisch. Man ruft ihn an, wenn etwas Wertvolles über Bord ging. "Il Maestro", so steht es hinten auf seinem Taucheranzug, hat schon viele Handys, Geldbörsen, Schmuck und Sonnenbrillen vom Grund der Lagune geborgen. Eines Tages, so ist er sich sicher, wird er einen der Ringe finden, die die Dogen vor Jahrhunderten als Zeichen der Vermählung Venedigs mit dem Meer ins Wasser warfen. "Irgendwann werde ich als reicher Mann auftauchen."
2002, Venedig/Italien
Wer sich hier so genussvoll Backstage in einem Sessel fläzt und mit Pianistin Esther Kim anstösst, ist Campino, Sänger der Toten Hosen. Erst vor wenigen Minuten noch hatten sie vor ausverkauftem Haus gespielt. Wie jedes Mal so leidenschaftlich, als ob es kein Morgen gäbe. Was für die Band körperlich derart fordernd ist, dass mit dieser perfekt durchorganisierten Wunderwandergruppe aus Musikern, Roadies, Band- und Konzertmanagern, Technikern, Köchen, Fahrern und Security auf Tournee auch Physiotherapeut Florian Cordes mitreist. Sowie ein paar Sets Sport Bademäntel und etwas Champagner.
2008, Friedrichshafen
Diesem Geschwisterpaar aus dem hoch gelegenen Dorf Ngakyu bin ich auf meiner wochenlangen Reise mit Titus Arnu im Tsum Tal begegnet. Bereits früh am Morgen waren die beiden auf ihrem langen Weg in die einzige Schule weit und breit. Es gibt keine Strassen im Tsum Tal, man geht zu Fuss oder reitet. Tiere werden nicht getötet und Fleisch darf nicht eingeführt werden. Der nächste Bus hält knapp drei bis vier Tagesmärsche entfernt. Es gibt nichts zu romantisieren, das Leben dort ist hart, einfach und die atemberaubend schöne Natur des Himalayas oft auch Bedrohung. Dennoch nennt man die Gegend seit jeher das Tal des Glücks und gilt als spiritueller Ort. Wir wollten wissen weshalb. Zwei Bücher sind von unserer Reise entstanden. Ein Reisebericht und ein Fotobuch.
2016, Ngakyu, Tsum Tal/Nepal
Es ist der fünfzigste Morgen, seit ich mit den Aufhellungen begonnen habe. Diese selbstauferlegte Routine hat mir in den schwierigen Zeiten täglich eine schöne Aufgabe beschert. Das zu beenden ist offen gestanden nicht leicht, da ich mich natürlich sehr über euren Zuspruch, die schönen Feedbacks und vielen Likes und Herzen gefreut habe. Es bedeutet natürlich leider nicht, dass die Krise in meinen Augen vorbei ist, im Gegenteil, die Aussichten sind ungewiss. Aber im Sinne des Wortes Aufhellungen möchte ich langsam versuchen wieder nach vorne zu schauen. Für heute habe ich die Protagonistin auf dem Foto, die Lyrikerin Nora Gomringer, um einen Beitrag gebeten. Ich habe sie 2010 in Bamberg getroffen und dabei ist dieses Foto entstanden. Vielen Dank für euer Interesse! Das hat mich sehr aufgehellt! Und natürlich kann man jedes der Bilder auch als Print in beliebiger Grösse kaufen.
2010, Bamberg